Der November ist da und Jannis teilt seinen Brautag mit uns !
Hopfenanbau
Auch bei mir wird ein Teil des Hopfens selbst angebaut. Inzwischen ranken vier kräftige Pflanzen verschiedener Sorten, jedes Jahr aufs Neue die Drähte zum Hausgiebel in 8m Höhe hinauf. Der Hopfen wird dann im September geerntet, von Hand verlesen, getrocknet, vakuumiert und eingefroren.
Die Brauerei
Mein Brauraum befindet sich aktuell noch in einem sehr kleinen Kellerraum, der ständig im Umbau und Erweiterung ist, gerade so Stehhöhe hat und ist nicht beheizbar. Aber er hat einen Bodenablauf, was beim Brauen Gold wert ist.
Das Sudhaus
Je nach Sudgröße und zur Verfügung stehenden Zeit, braue ich entweder mit der großen 70l Anlage oder einer 30l Anlage, die hauptsächlich für ausgefallenere Sude oder Testsude verwendet wird. Die kleine Anlage ist eine All-in-One Malzrohranlage von Klarstein.
Die große Anlage ist selbst gebaut und besteht aus einem 70l Kessel fürs Maischen und Hopfenkochen, einem 80l Thermoport mit Hexe zum Läutern und einem 30l Nachgusskessel. Alles auf einem Gestell aus Aluprofilen aufgebaut. Unter dem Kessel befindet sich eine in Holz eingelassene Induktionsplatte mit 3,5kW Leistung.
Geregelt wird die Induktionsplatte von einem PID-Regler in der Software CraftbeerPi. Diese läuft auf einem Raspberry, wird per Ipad visualisiert und schickt per MQTT-Protokoll eine Sollleistung an eine zweite selbst gelötete Platine, die daraus ein PWM-Signal erzeugt und damit die Induktionsplatte ansteuert. Außerdem misst diese Platine über Thermoelemente die Temperatur im Kessel und schickt diese zurück an CraftbeerPi. Damit können die Temperaturrasten für den Maischvorgang sehr exakt angefahren und gehalten werden.
Vorbereitungen
Schon vor dem eigentlichen Brautag wird das Rezept im kleinen Brauhelfer geplant und ein Hefestarter angesetzt, der bis zum Einsatz auf einem Magnetrührer verbringt.
Der Brautag
Heute werden 50l Single Hop American IPA mit 16,3°P Stammwürze, 7% Alkohol und einer großzügigen Kalthopfengabe vom eigenen Centennial Hopfen gebraut.
Zuerst wird das Malz geschrotet mithilfe einer Malzquetsche, die auf einem Küchenschrank auf Rollen montiert wurde. Dadurch fällt das geschrotete Malz inkl. Staub direkt in einen großen Edelstahlbehälter unter der Mühle.
Gemaischt wird im 70l Kessel, der für den Maischvorgang mit einem Rührwerk ausgestattet ist. Dieses wird von einem 12V PKW Scheibenwischermotor angetrieben. CraftbeerPi übernimmt die Temperaturen und Zeiten für das Maischen aus dem Rezept im kleinen Brauhelfer, dann wird eingemaischt und der Rest erfolgt komplett automatisiert bis zum Ende des Maischvorgangs.
Wenn die Maische Jodneutral ist und die 78°C Abmaischtemperatur erreicht sind, wird die gesamte Dickmaische über einen 2“ Auslass in den tiefer stehenden Thermoport abgelassen. Das Ablassen erfolgt über Edelstahlrohre, um so wenig Sauerstoff wie möglich einzutragen.
Im Thermoport befindet sich eine Läuterhexe, die den Treber zurückhält.
Nach 15 Minuten Läuterruhe und der obligatorischen Läuterhalbe wird jetzt die Dünnmaische über einen Hahn abgelassen in einen Gastrobehälter mit Bodenablauf, der als Läutergrant dient. Von hier wird die Würze jetzt über eine kleine Pumpe wieder zurück in den inzwischen gereinigten 70l Kessel gepumpt und direkt angefangen aufzuheizen um schnell auf die 100°C zum Hopfenkochen zu kommen. Zeigen sich die ersten Treberinseln im Läuterbottich wird aus dem dritten Kessel der auf 78°C vorgeheizte Nachguss aufgebracht.
Wenn die gesamte Würze wieder im Kessel ist und langsam beginnt zu kochen wird die erste Hopfengabe zugegeben und ein Deckel montiert der mit einem Dampfkondensator ausgestattet ist.
Der Dampfkondensator saugt durch Zerstäubung von Wasser und der damit verbundenen Volumenänderung, die beim Kochen entstehenden Brüden zuverlässig ab. Diese kondensieren an den Wassertröpfchen und gelangen über einen Schlauch in einen Behälter, der das heiße Wasser für das Putzen später auffängt. Dadurch wird kein Abzug benötigt und trotzdem wird der Keller nicht zu einer Dampfgrotte.
Nach 60 Minuten Kochen und weiteren Hopfengaben wird mit einem Holzpaddel ein Whirlpool angedreht und die Würze mit einem Kühler abgekühlt.
Bei Erreichen der Anstelltemperatur wird die Würze jetzt an der Seite mit einem Schlauch abgezogen und direkt in den 80l Zylinderkonischen Gärtank von SS Brewtech abgelassen. Dieser ist mit Neopren isoliert und kann über einen Kühlspirale gekühlt oder elektrisch geheizt werden um je nach Umgebungstemperatur und Biertyp die Gärttemperatur zu halten. Auch hier erfolgt die Regelung über CraftbeerPi.
Anschließend wird die Hefe zur Würze gegeben und der Gärtank verschlossen. Über einen Schlauch kann das entstehende CO2 entweichen. Wenn die Hauptgärung abgeschlossen ist kommt noch der Kalthopfen ins Bier. Nach wenigen Tagen wird das Bier dann abgekühlt und in Fässer und Flaschen abgefüllt und kommt dann zum Reifen in den Kühlschrank.
Ausblick
Bei jedem Braugang entstehen neue Ideen für Erweiterungen und Verbesserungen, was das Hobby auch abgesehen von der Bier Herstellung sehr spannend und Abwechslungsreich für Bastler macht.
Die nächsten geplanten Verbesserungen sind eine CIP (Clean-in-Place) Reinigungsanlage für den Gärtank und eine bessere Kühlmöglichkeit für den Gärprozess.